Genome - Editing: Schöpfungsauftrag oder Anmaßung?
Eine christliche Perspektive auf einen Keimbahneingriff
mit CRISPR/Cas9
Projektbeschreibung
Mit der Entdeckung der CRISPR/Cas9-Methode von Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna 2012 begann eine neue Ära in der Historie der Genetik. Das „neue“ System ermöglicht die Veränderung genetischer Strukturen an allen lebendigen Organismen. In der Pflanzen- und Tierwelt wurde das Verfahren zu unterschiedlichen Zwecken bereits durchgeführt. Die Anwendung der Methode am Menschen gestaltet sich bisher als komplexer. Im Bereich der somatischen Gentherapie erfolgen bereits erste Studien in der klinischen Phase 1. Aber auch eine Genveränderung am Embryo wird in zahlreichen Forschungslaboren in China, UK und den USA erforscht. Im Unterschied zur somatischen Gentherapie würde im Falle einer Genveränderung am Embryo in den Genpool eingegriffen, sodass sich diese auch auf nachfolgende Generationen weitervererben würde. Wirft man einen Blick auf die Anwendungsmöglichkeiten, lässt sich zwischen vier Gruppen von Gründen unterscheiden: a) monogenetische Erkrankungen; b) polygenetische Erkrankungen, die zum Tode führen (Krebs etc.); c) polygenetische Erkrankungen, die das Leben einschränken können (chronische Erkrankungen); d) Enhancement.
Das Projekt wird sich mit den ethischen Fragestellungen einer möglichen Anwendung das CRISPR/Cas9-Verfahrens am Embryo auseinandersetzen. Es geht der Frage nach, welche Keimbahneingriffe realistisch umsetzbar sein können, in der ethischen Diskussion diskutiert werden und welche Wertvorstellungen von Gesellschaften (insbesondere den westlichen) hinter den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten vorausgesetzt sind. Das Projekt soll ethische Fragestellungen aus den verschiedenen interdisziplinären Perspektiven erörtern und mögliche Handlungsoptionen für den Umgang mit der zukünftigen Technologie bereitstellen. Der Fokus der Auseinandersetzung wird sich dabei auf den Keimbahneingriff zum Zwecke der Therapie polygenetischer Erkrankungen und Enhancement richten.
Grundlage der Auseinandersetzung ist eine umfassende interdisziplinäre Zusammenschau aus den derzeitigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen (auch in Rücksprache mit Genetiker*innen des CeMM), eine historische Einordnung in den Reproduktionstechnologiekontext, welche in einer Risiko-Nutzen-Abwägung (vgl. Forschungsethische Ansätze) eine tragende Rolle spielen. In der zentralen Auseinandersetzung wird ein besonderes Augenmerk auf den Krankheitsbegriff und dessen Bedeutung in unserer Gesellschaft gelegt. Was wird warum als Krankheit in welcher Gesellschaft definiert? Die christliche Sicht soll ferner die bestehenden ethischen Fragestellungen aus einem transzendenten Weltverständnis neu kontextualisieren.