Die Entstehung von SANDIWAAN
"We do not want your money, we want your solidarity"
Theologie als kritische Reflexion und Stimulans der pastoralen Praxis auf den Philippinen – wie ist es möglich, als österreichische Theolog*innen der sogenannten „Ersten Welt“ daran teilhaben? Veronika und Gunter Prüller-Jagenteufel berichten, wie sich die Idee zu einem Austauschprogramm mit gegenseitiger theologischer Bereicherung entwickelte.
Begonnen hat alles mit einem persönlichen Besuch auf den Philippinen um den Jahreswechsel 1991/92. Wir besuchten die Theologin Mag. Christine Rod, die auf der Suche nach neuen Möglichkeiten kontextueller Pastoral eineinhalb Jahre auf den Philippinen verbrachte und uns in Kontakt mit jeden Ordensgemeinschaften brachte, die das ICTC (Inter-Congregational Theological Center) als Hochschule für ihre Studierenden betreiben: Karmeliten (OCarm), Franziskaner (OFM) und Redemptoristen (CSsR). Die Orden hatten sich aus der Erfahrung der Marcos-Diktatur und der auch danach nicht nachlassenden Probleme für eine explizit befreiungstheologische Pastoral entschieden und waren dabei, eine diesem Ansatz entsprechende Ausbildung zu entwerfen: Theologie als kritische Reflexion und Stimulans der pastoralen Praxis.
Wir fragten uns, wie wir als österreichische Theolog*innen an diesem Projekt teilhaben könnten. Bischof Labayen von Infanta meinte dazu: „We do not want your money. We want your solidarity.” Aber was konnte das heißen? Weder wollten wir paternalistisch helfen („weil die doch so arm sind“), noch als staunende Schüler*innen von ihnen lernen („weil dort die Kirche noch lebt“). Aus der Überzeugung, dass jede Seite in ihrem eigenen Kontext Theologie zu treiben hat und doch ein lebendiger Austausch beide Seiten befruchten kann, reifte der Gedanke an ein Austausch-Programm: Ein Programm, wo beide Seiten ihren Teil beitragen und beide Seiten lernen können.
Den „Probelauf“ absolvierten drei Studierende des ersten Abschlussjahrganges von ICTC im Frühjahr 1993. Bei einem sechswöchigen Aufenthalt lernten sie die österreichische und auch die postkommunistische tschechische Kirchenlandschaft im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext kennen und in ausführlichen Diskussionen auch ein Stück weit verstehen. 1994 besuchte die erste Gruppe von acht Studierenden aus Wien die Philippinen und 1995 erfolgte der „Gegenbesuch“ von zwei Studierenden und zwei in der pastoralen Ausbildung arbeitenden Mitgliedern des ICTC in Österreich. Die Dokumentationen dieser beiden Besuche erzählen von den Eindrücken und Fragen, Erfahrungen und Einsichten, die sich für die Filipinos und Filipinas sowie Europäer*innen ergeben haben. „Einander in Hoffnung stärken“ könnte resümierend wohl als Überschrift über den Ergebnissen dieses ersten Durchgangs des Austauschprogramms stehen.